Wer kennt es nicht: Google glaubt, alles zu wissen was du denkst, willst und brauchst. Kaum ist ein Zeichen in der Suchzeile gelandet, hat unsere allwissende Suchmaschine schon an die zehn Vermutungen, was du von ihr willst. Abgesehen davon, mit welch furchteinflößender Treffsicherheit sie hierbei vorgeht, ist es oft interessant, in welcher Reihenfolge die Suchvorschläge erscheinen, also was Google für am Wahrscheinlichsten hält, dass du es suchst. So war während der Recherche für diesen Artikel unmittelbar nach der Eingabe eines kleinen, unscheinbaren „#“ direkt darunter „#metoo“ zu lesen. Volltreffer. Welchen besseren Beweis für die Aktualität des Themas und das weit verbreitete öffentliche Interesse daran könnte es geben?
Am 15. Januar 2017 erhob sich die Welle der #metoo-Debatte, die seither unsere Welt überrollt, als die Schauspielerin Alyssa Milano die Idee einer Sozialaktivistin – Tarana Burke – ,welche den Hashtag bereits 2006 verwendet hatte, aufgriff. Seit diesem Tag wurde das Hashtag viele Millionen Male getweeted, auf Facebook gepostet, in täglich neuen Berichten verwendet und vor allem heftig diskutiert. Äußerst heftig. Es war schon lange nötig, zwingend notwendig, gar überfällig, dass eine solche Bewegung sich durchsetzte, meinen die Einen. Meinetwegen, aber es führt doch zu nichts, die Anderen. Alles unnötig, wieder Andere. Die Antwort liegt vermutlich, wie so oft, zwischen alledem.
Dass Frauen auch heutzutage noch in unzähligen Bereichen des Lebens benachteiligt, unterdrückt und diskriminiert, werden, ist Fakt. Darüber lässt sich nicht streiten. Das sagen Statistiken, das sagen Studien, das sagen schlichtweg auch Erfahrungsberichte. Darüber wird seit Jahrzehnten diskutiert und es wird daran gearbeitet. Weniger häufig als bloße Diskriminierung – wobei „bloß“ hier eine denkbar unpassende Beschreibung ist. Dennoch erschreckend verbreitet sind aber eben auch sexuelle Belästigung und sogar, in den schlimmsten Fällen, Vergewaltigungen. Und das nicht ausschließlich in dunklen Seitenstraßen, sondern jeden Tag, am Arbeitsplatz, im alltäglichen Leben und in den sogenannten höchsten Kreisen.
Harvey Weinstein empfing die Schauspielerinnen, die ahnungslos zu Bewerbungsgesprächen für seine nächsten Filme erschienen, nur im Bademantel im Hotelzimmer, mit immer deutlicheren Aufforderungen. Mit wachsender Macht wächst offenbar auch die Versuchung und natürlich auch die Gelegenheit.
Seit den ersten Aufdeckungen solcher Skandale kamen täglich neue Meldungen von Frauen die sagten: „Ich auch.“. Es wird darüber gesprochen. Das ist gut. Verantwortliche werden zur Rechenschaft gezogen, das Bewusstsein wird erhöht. Doch besser wäre es, wenn nicht nur gesprochen, gestanden, gerichtet sondern tatsächlich etwas unternommen werden würde. Wahrscheinlich wartet jeder, dass die Anderen etwas unternehmen würden. Dabei fängt die Veränderung im Kopf an – im Kopf jedes Einzelnen. Vielleicht sollten wir damit beginnen nicht zu sagen „#metoo – Auch ich bin ein Opfer dieser ganzen Sache.“, sondern „#metoo – Auch ich werde dazu beitragen, zu verhindern, dass es noch mehr Opfer dieser Sache geben wird.“
Ein weiterer Aspekt, der im Zuge der #metoo-Debatte wieder mit anklingt, ist die Rolle der Männer in der ganzen Sache. Hier sind sie immer die Bösen. Aber insgesamt geht es doch um Gleichberechtigung. Das klingt so banal. Klar, wir sind alle gleich viel wert, egal ob Mann, Frau, oder Anderes. Haben alle die gleichen Rechte, da gibt es gar keine Frage. Doch. Warum auch immer. Aber was zwar in den letzten Jahren häufiger thematisiert wurde und trotzdem noch immer zu oft vergessen oder vernachlässigt wird, ist die Gleichberechtigung der Männer. Sicher, sie werden meist besser bezahlt und können sich über ihre Quote in Führungspositionen nicht beschweren. Und doch gibt es Dinge, die als Mann laut allgemeiner Sicht nicht gemacht werden dürfen. Man(n) will ja nicht unmännlich sein. Die Meinung, dass ein Mann nicht weinen dürfe, um das häufigste Beispiel zu verwenden, ist genauso rückständig wie die, eine Frau könne in einer Führungsposition nicht so kompetent sein wie ihr männlicher Mitbewerber. Weibliche genauso wie männliche Vertreter solch konservativer Meinungen sollten daran arbeiten. Denn nur so können wir irgendwann alle gleichberechtigt leben. Jeder findet sicherlich irgendetwas an sich, was er noch einmal unter dem Aspekt veralteter Stereotypen überdenken könnte.
#wetoo.